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Melatonin gegen Jetlag
23.04.2014 16:22

Unter allen Medikamenten zur Behandlung von Jetlag ist Melatonin mit Abstand das am besten untersuchte. Melatonin ist ein Hormon, das vom Körper selbst hergestellt wird und für die Steuerung des Schlafrhythmus mitverantwortlich ist. Bei Einbruch der Dunkelheit wird es ausgeschüttet und sorgt bei Mensch und Tier dafür, dass sie das Schlafen nicht vergessen. Im Normalfall funktioniert der Melatoninhaushalt, perfekt an den 24-Stunden-Rhythmus des Tagesverlaufs angepasst, ohne Probleme. Der Fortschritt der Technik bringt es mit sich, dass wir heute in der Lage sind, in wenigen Stunden mehrere Zeitzonen zu überspringen.

 

Jetlag: Wie Melatonin helfen kann

Geschäftsreisende tun das bisweilen mehrmals pro Woche, aber auch Touristen, die schon eine Fernreise gemacht haben, können davon berichten. Wenn der Melatoninrhythmus nicht mehr mit dem Tagesrhythmus übereinstimmt, dann spricht man von einem Jetlag. Es kann mehrere Tage dauern, bis sich der Körper an die neuen Schlaf- und Wachzeiten angepasst hat. Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen und Probleme mit der Verdauung können die Folge sein. Herkömmliche Schlafmittel helfen nur begrenzt und haben unerwünschte Nebenwirkungen. Man benötigt also ein Mittel, das auf sanfte Art hilft, die Schlafzyklen zu regulieren – und mit synthetischem Melatonin glaubt man, diese Arznei gefunden zu haben.

Melatonin: Bestseller in den USA

In den USA ist Melatonin das am häufigsten verkaufte Mittel zur Behandlung von Jetlag. Bei Flugreisen in eine westlich gelegene Zeitzone empfiehlt man die Einnahme von 0,5 Milligramm Melatonin in der zweiten Nachthälfte, bis sich der Schlafrhythmus den neuen Gegebenheiten angepasst hat. Bei Reisen nach Osten sind es 0,5 bis 3 Milligramm Melatonin beim Schlafengehen, die die innere Uhr weiterdrehen sollen. Die Wirksamkeit konnte in placebokontrollierten und randomisierten Doppelblindstudien zweifelsfrei nachgewiesen werden. Allerdings kommen diese Studien hinsichtlich der empfehlenswerten Dosis zu unterschiedlichen Ergebnissen. Um darauf eine Antwort zu finden, sind weitere Studien erforderlich. Auch sind die Langzeitwirkungen noch nicht ausreichend erforscht. Nach den derzeitigen Empfehlungen soll eine Melatoninbehandlung auf höchstens zwei bis drei Monate beschränkt werden.

Melatonin als Wundermittel?

Neben seiner Wirkung bei der Behandlung von Jetlag werden dem Schlafhormon in den USA noch zahlrieche weitere positive Wirkungen nachgesagt. So soll es Haarausfall verhindern oder sogar Krebs heilen. Wissenschaftlich bewiesen ist das nicht, trotzdem wird der Wirkstoff dort zahlreichen Lebensmitteln hinzugefügt. In Deutschland wird Melatonin als Medikament eingestuft und ist deshalb nicht in Lebensmitteln oder als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Allerdings können auch hierzulande Melatoninprodukte über das Internet bestellt werden. Rechtlich ist dies eine Grauzone. Für den Kunden ist leider nicht feststellbar, ob und wieviel Wirkstoff die Waren aus dem Internet enthalten. Daher muss vom Kauf von Melatonin über das Internet dringend abgeraten werden.

Zulassung in Deutschland

Seit April 2008 ist Melatonin in Deutschland als verschreibungspflichtiges Medikament zugelassen. Die Zulassung ist allerdings auf Retardtabletten mit einem Wirkstoffgehalt von 2 Milligramm beschränkt und die Abgabe ist nur für Insomnie-Patienten ab 55 Jahren vorgesehen. Da ab diesem Alter die natürliche Melatoninproduktion und somit die Schlafqualität langsam schwindet, wird durch das synthetische Hormon Ersatz geschaffen.

Daneben gibt es einige Anbieter, die auch in Deutschland Produkte mit einem sehr geringen Melatoningehalt in Umlauf bringen. Handfeste Wirksamkeitsnachweise dieser Produkte existieren jedoch bisher nicht. In den letzten Jahren hat sich zwar von öffentlicher Seite eine vorsichtige Lockerung der strengen Bestimmungen angedeutet. Von einer generellen Freigabe kann aber in absehbarer Zeit nicht ausgegangen werden.

Alternativen

Wer eine Fernreise plant, tut gut daran, schon Tage vorher seinen Tagesrhythmus an die Gegebenheiten seiner Destination anzupassen – also gegebenenfalls früher oder später zu Bett zu gehen und zu essen. Entspannungstechniken wie Atemtherapie, Yoga oder progressive Muskelentspannung helfen ebenfalls, die Schlafprobleme zu lösen. Auch ruhige Musik, Entspannungsbäder und der Verzicht auf Fernsehen kurz vor dem Schlafengehen können dazu einen Beitrag leisten.

Vorsicht ist geboten bei Schlafmitteln aller Art. Wegen ihrer bewusstseinsverändernden Nebenwirkungen und der Gefahr, Toleranzen zu bilden und in eine Abhängigkeit zu geraten, sollten sie nur auf ärztlichen Rat hin in der geringstmöglichen Dosis eingenommen werden. Bei manchen Menschen helfen alternativ auch pflanzliche Präparate wie Baldrianextrakt sehr gut. Als völlig untauglich haben sich jedoch sämtliche homöopathische Arzneimittel erwiesen. Kein einziges davon verfügt über eine nachgewiesene Wirksamkeit, die über den Placeboeffekt hinausgeht. Hier handelt es sich durchwegs um Patientenabzocke.

Zukunftsaussichten

Obwohl in absehbarer Zeit zumindest in Deutschland nicht mit einer generellen Melatoninfreigabe gerechnet werden kann, deutet sich doch von Seiten des Gesetzgebers eine vorsichtige Relativierung seiner strikten Haltung an. Die von Jetlag geplagten Geschäftsreisenden und Touristen würden zweifellos davon profitieren.

Quelle: https://schlafmittel-ratgeber.net/melatonin-als-schlafmittel/

 


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